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1. Theil 3 - S. 250

1880 - Stuttgart : Heitz
250 Neue Geschichte. 2. Periode. -Frankreich. allen das wenigste. Aber der schändliche Louvois war es, der die Befehle dazu gegeben hatte. Gern wären nun die Unglücklichen ausgewandert, aber die Grenzen wurden besetzt und niemand sollte hinausgelassen werden. Dennoch entkamen binnen drei Jahren an 50,000 der fleißigsten und geschicktesten Familien. Dadurch litt Frankreich einen unersetzlichen Schaden. Alle benachbarte evangelische Länder nahmen sie mit Freuden auf; in England, in den Niederlanden, besonders auch im Brandenburgischen, ließ sich eine Menge von ihnen nieder und nun brauchte man nicht erst aus Frankreich die französischen Waaren zu holen. Hüte, Strümpfe, Tressen, seidene Zeuge wurden nun im eigenen Lande von den fleißigen (Monisten gemacht und noch jetzt sind viele unserer geschicktesten Seidenfärber die Nachkommen jener Ausgewanderten (refugies). Eine Folge jener schändlichen Religionsverfolgungen war der Aufstand der Camisards*) 1702. Dies waren stille und fromme Landleute, die in den Cev ennen im südlichen Frankreich lebten und die Lehre des Peter Waldus (s. Bd. 2, S. 138) beibehalten hatten. Bisher hatte man sie gewähren lassen, als sich plötzlich jetzt die Verfolgung auch auf sie erstreckte. Da ihnen aber ihr Glaube über alles galt, so vertheidigten sie ihn mit den Waffen in der Hand und schlugen die gegen sie ausgesendeten Heerhaufen zurück. Dieser Krieg währte drei Jahre und wurde mit großer Grausamkeit von beiden Seiten geführt; denn die ersten gefangenen Camisards wurden gehängt, gerädert oder verbrannt, und daher ging es den königlichen Soldaten, die in ihre Hände fielen, nicht besser, bis endlich der König durch größere Milde die meisten zur Niederlegung der Waffen brachte. Die übrigen wurden dann durch Strenge und Gewalt unterworfen, nachdem an 100,000 in den Gefechten gefallen und an 10,000 durch Henkershand umgekommen waren! Vielen Einfluß auf des Königs Entschluß, das Edict von Nantes aufzuheben, hatte eine Frau, die durch ihre sonderbaren Schicksale sowohl, als durch ihren großen Verstand sehr berühmt geworden ist, die Frau von Mai nt enon. Sie wurde in einem Gefängnisse geboren, in welchem ihre Aeltern wegen Schulden saßen. Ihr Vater war ein Herr von Au big ne. Als ein dreijähriges Mädchen kam sie nach Amerika. Auf der Reise dahin *) Camisards, d. i. Bauern mit leinenen Kitteln.

2. Theil 3 - S. 256

1880 - Stuttgart : Heitz
Neue Geschichte. 2. Periode. Spanischer Erbfolgekrieg. Im vollsten Ernste, wenn je der Tag unserer Trennung eintritt, so habe ich keinen glücklichen Augenblick mehr, und dann, schwöre ich Ihnen, will ich mich verschließen und kein lebendes Pesen mehr vor mir sehen." Bald darauf schloß sie einen andern Brief mit folgenden Worten: „Die Grausamen können über mich verfügen, was sie wollen, nichts wird mir empfindlich fallen, so lange mir nicht der Trost geraubt ist, meine liebe Freimund zu sehen. Ich betheure, ich will mit dieser Herzensfreundin bei Wasser und Brot zwischen vier Mauern leben, ohne zu murren; denn so lange Sie unverändert mir zugethan bleiben, giebt es für mich keine wahre Kränkung. Wer sollte nach solchen Versicherungen nicht glauben, daß die Freundschaft ewig gewährt haben würde? — Erst als die Königin Maria gestorben war, söhnte sich Wilhelm wieder mit seiner Schwägerin aus. Als nun der^spanische Erbfolgekrieg ausgebrochen war, wurde Marlborough nach dem festen Lande geschickt, um an der Spitze der Engländer und Holländer die Franzosen anzugreifen, während Prinz Eugen in Italien dasselbe that. Dieser Eugen gehörte zu den seltensten Männern. Im Felde that es ihm keiner an Ruhm zuvor; er war unerschöpflich in Auffindung von Hülfsmitteln, den Feind zu schwächen; während er, keine Furcht kennend, jeder Gefahr Trotz bot, blieb er zugleich mitten im Schlachtgewühl so ruhig und besonnen, als an seinem Stndirtische, und gab es keinen Krieg, so diente er seinem Kaiser durch seine Talente als Staatsmann. Was ihm aber die größte Ehre machte, war, daß seine großen Tugenden durch kein Laster, keine fehlerhafte Leidenschaft befleckt wurde. Er wurde nur von einer Leidenschaft bewegt: überall, wo er konnte, Gutes zu stiften, und darauf wandte er feine ganze Thätigkeit und seine ganze Zeit. — Sein Vater war ein Graf von Soifsons und stammte aus dem Hause Savoyen. Seine Erziehung erhielt er in Frankreich, wo sein Vater Statthalter der Champagne war. Wegen seiner Kleinheit und Schwächlichkeit wurde er zum geistlichen Stande bestimmt; aber dazu hatte er keine Lust, und immer lag ihm das Soldatenwesen im Sinn. Als er erwachsen war, bat er Ludwig Xiv. um ein Regiment; der aber klopfte ihm lächelnd auf die Schulter und rieth ihm, doch nicht an so etwas zu denken. Das kränkte ihn; er verließ Frankreich und bot dem Kaiser Leopold I., Ferdinands Iii. Sohn (1657—1705), seine Dienste an. Diese wurden freudig angenommen, und schon im ersten Feldzuge zeichnete er sich so aus,

3. Theil 3 - S. 262

1880 - Stuttgart : Heitz
262 Neue Geschichte. 2. Periode. Spanischer Erbfolgekrieg. glück zu versuchen beschloß. Aber mit jedem Jahre wurde die Noth größer; er mußte immer wieder um Frieden bitten. Wie triumphalen nicht seine Feinde! Sie trieben ihre Forderungen immer höher, und zu ihrem Erstaunen willigte Ludwig in alles. Er war bereit, nicht nur auf die ganze spanische Monarchie für sich und seinen Enkel zu verzichten, sondern selbst alle früher eroberten Provinzen wieder herauszugeben. Hiermit hätten seine Feinde wohl zufrieden sein können. Aber Uebermuth thut niemals gut. Ihre Schadenfreude wurde bald empfindlich bestraft. Sie verlangten nämlich endlich gar noch, er solle seine Heere mit den ihrigen vereinigen, um seinen Enkel mit Gewalt aus Spanien zu vertreiben. „Nein!" rief er ünwillig aus, „soll ich einmal durchaus Krieg führen, so will ich ihn doch lieber für als gegen die Meinigen führen!" Damit wurden die Unterhandlungen abgebrochen. Bald darauf gelang es ihm, sich mit Anna von England zu vertragen, und nun waren die übrigen nicht mehr stark genug, ihm zu widerstehen, und mußten zuletzt einen Frieden machen, wie er ihn wollte. Der Friede wurde in Utrecht 1713, in Rastatt und in Baden im Aargau 1714 geschlossen. Ludwig verlor nicht nur nichts, sondern setzte es wirklich durch, daß sein Enkel König von Spanien blieb. Oestreich wurde dagegen nur durch einige Ländereien entschädigt, zu denen auch die bis dahin spanischen Niederlande gehörten, die nun die östreichischen genannt wurden. Im Jahre 1715 starb endlich Ludwig Xiv. mit dem traurigen Bewußtsein, durch Habsucht sein sonst so blühendes Reich heruntergebracht und seine Unterthanen unglücklich gemacht zu haben. Daher folgte ihm auch keine Thräne nach; im Gegentheil verfolgte das Volk seinen Leichenwagen mit empörenden Schmähreden. Anna von England starb ein Jahr früher (1714), und da sie keine Kinder hatte, so wurde der Kurfürst von Hannover zum Könige von England erwählt und hieß als solcher Georg I. (1714—27).*) Dieser setzte den ungerecht verkannten Marlborough sogleich wieder in seine hohen Würden ein. Aber dies entschädigte den Herzog nicht für feinen häuslichen Kummer. Es starb ihm seine dritte Tochter im 26., und bald daraus auch feine Lieblingstochter, die zweite, im 29. Jahre, die an den Grasen von Sunder- *) Die Mutter Georg's I., Sophie Kurfurstin von Hannover und Erbin von Britannien war eine Tochter jener englischen Königstochter Elisabeth, welche an den unglücklichen Friedrich von der Pfalz vermählt war.

4. Theil 3 - S. 123

1880 - Stuttgart : Heitz
Drake. Spanische Armada. 123 Davison wurde ins Gefängniß geworfen und zu einer Strafe von 10,000 Pfund vernrtheilt, wodurch er um sein ganzes Vermögen kam. Dennoch war Jacob außer sich vor Kummer und Zorn und wollte durchaus mit den Waffen den Tod seiner Mutter rächen; nur mit Mühe gelang es Elisabeth, ihn nach und nach zu besänftigen. Nun erst fing Elisabeth recht an zu leben, da sie der Furcht vor Maria überhoben war. Ungestört konnte sie sich nun der Sorge für ihr Land überlassen, und wirklich hat sich auch seit jener Zeit England erst recht gehoben. Vorzüglich fing auch unter ihr erst der englische Handel an zu blühen. Unter ihr lebten die trefflichsten Seemänner Walther Raleigh (sprich Reli), Franz Drake (sprich Dräke) und Thomas Cavendish (sprich Cävendisch). Drake war der erste Engländer, der eine Reise um die Welt machte, d. H. der die Erde umschiffte. In drei Jahren hatte er die große Reise vollendet, und als er (1580), mit Reichthümern beladen, zurückkehrte, besuchte ihn Elisabeth, die seltenes Verdienst gern ehrte, auf seinem Schiffe, hielt dort ein Mittagsmahl und schlug ihn eigenhändig zum Ritter. Er ist als Verpflauzer des Tabaks und der Kartoffeln nach Europa besonders merkwürdig. — Cavendish, ein nicht weniger kühner Seemann, befuhr mit drei kleinen Schiffen das Südmeer und that den Spaniern unendlichen Abbruch. Er nahm ihnen 19 zum Theil reich beladene Schiffe ab und hielt, als er mit reicher Beute (1586) zurückkehrte, einen feierlichen Einzug die Themse hinauf. Seine Matrosen und Soldaten waren in Seide gekleidet, seine Segel von Damast, und seine Beute wurde für die reichste gehalten, die je nach England war gebracht worden. Den größten Dienst aber erwies Drake seiner Königin, als er die große Armada, welche Philipp von Spanien (1588) gegen England ausgerüstet hatte, zerstören half. Er war zwar nicht Oberbefehlshaber der englischen gegen die Armada ausgesandten Flotte, nahm aber thätigen Antheil an der Expedition. Philipp von Spanien war aus mehreren Ursachen gegen Elisabeth aufgebracht und hatte beschlossen, eine Landung in England zu versuchen. Der Papst (Sixtus V.) hatte die ketzerische Königin dazu in den Bann gethan, weil „kein Ketzer ein Recht habe, über Rechtgläubige zu regieren," und dem Philipp England geschenkt — wenn er es nämlich erobern könnte. Dazu rüstete Philipp eine ungeheure Flotte aus, wie man früher noch nie eine gesehen hatte, ließ Schiffe von ungeheurer Größe bauen und nannte die Flotte die unüberwindliche Flotte oder Armada. Hoch-

5. Theil 3 - S. 242

1880 - Stuttgart : Heitz
242 Neue Geschichte. 2. Periode. England. leiden gepeinigt starb Cromwell im Palaste zu Whitehall, 1658.*) Gleichwohl reichte der kurze Zeitraum seiner Herrschaft hin, um die Grundlage zu Englands politischer Macht und Größe zu geben. Namentlich sicherte er den Engländern durch die Navigationsacte, welche allen fremden Nationen die Einfuhr von Waaren verbot, die nicht Products ihrer eigenen Länder waren, den Vortheil, Europa mit den Waaren Indiens und Amerikas zu versehen, ein Vortheil, welchen er den Holländern entriß. Sein Sohn, Richard Cromwell, wurde zwar nach ihm auch Protector; aber sein sanftes, weiches Gemüth war für einen solchen Platz nicht gemacht. Er legte seine Würde bald nieder. Wer sollte nun regieren? Anfangs ergriff wieder das Parlament die Regierung; aber zu ihm hatte das Volk kein Zutrauen. Da entschloß sich ein alter würdiger General, Georg Monk, den stillen Wünschen des Volkes eine Stimme zu geben.' Er ging mit seinen Soldaten, die ihn wie einen Vater liebten, nach London, ließ ein besseres Parlament wählen und gab heimlich dem ältesten Sohne Karls I., der gerade in Holland lebte, einen Wink. Nachdem das Parlament, welches aus lauter gemäßigten Männern bestand, 14 Tage lang sich mit Berathschlagnngen beschäftigt hatte, wie man nun die vielen Mißbräuche abschaffen und eine neue Regierung einrichten wollte, meldete am 1. Mai 1660 der Präsident, daß ein Abgesandter des Prinzen Karl draußen stände. Bei dieser Nachricht erhob das ganze Parlament, ein lautes Freudengeschrei, als wenn es nur auf solchen Antrag gewartet hätte. Der Gesandte mußte gleich hereinkommen und seinen Auftrag sagen. Er überreichte einen Brief, der mit Begierde gelesen, schnell abgedruckt und im ganzen Reiche verbreitet wurde, damit alle an dem fröhlichen Ereignisse Theil nähmen. In diesem Briefe versprach Karl, der nun als König Karl Ii. (1660—85) gellknnt wurde, allen Verzeihung für die Vergangenheit, Gewissensfreiheit u. s. w., wenn sie ihn zum Könige machen wollten. Das wurde mit Freuden angenommen und sogleich eine feierliche Gesandtschaft angeordnet, die ihm ein Geschenk bringen und ihn nach England hernberholen sollte. Bisher hatte man in Frankreich und in den Niederlanden den König etwas über die Achsel angesehen. Nun aber beeiserte *) Sein Staatssecretair war der berühmte Dichter Milton, der unter anderm „Das verlorene Paradies" dichtete, in seinem Alter blind und doch voll Feuer und Geisteskraft^

6. Theil 3 - S. 360

1880 - Stuttgart : Heitz
360 Neue Geschichte. 3. Periode. Preußen. trat an die Stelle der Unduldsamkeit. Es ließen sich daher nun Menschen von allen Religionsparteien dort nieder, meist thätige Kaufleute, geschickte Handwerker und fleißige Ackerbauer und kein Jahr verging, wo nicht mehrere Schiffe mit Colonisten angekommen wären. Eine der merkwürdigsten dieser Niederlassungen ist die von dem edlen Quäker William Penn gegründete, nach ihm Pennsylvanien genannte Colonie. Selbst aus Süddeutschland wanderten 1709 ganze Gemeinden mit ihren Pfarrern nach der neuen Welt, um dort ihr Glück zu versuchen, und Jahr für Jahr pflegten 20—24 Schiffe mit Deutschen nach Amerika zu gehen. Binnen 150 Jahren stieg die Einwohnerzahl bis auf drei Millionen,, die eine Küstenstrecke von 300 Meilen einnahmen und bis 60 Meilen tief bis in das Innere des Landes eingedrungen waren. Je blühender diese englischen Colonien wurden, desto neidischer wurden die Franzosen darauf, die sich, wie gesagt, nördlicher, jenseits des Lorenzflusses, in Canada angesiedelt hatten. Sie errichteten nicht nur Festungen auf dem Gebiete von Neu-England, sondern wollten auch nicht dulden, daß sich englische Colonisten am Flusse Ohio (sprich Oheio) ansiedelten, da doch diese Gegend bisher niemandem gehört hatte. Die Colonisten brauchten Gewalt und schickten den nachher so berühmt gewordenen, damals 21jährigen Obersten Washington (sprich Wäschington) mit einigen Huüdert Mann ab, eine von den Franzosen am Ohio errichtete Festung zu zerstören. Washington wurde zwar geschlagen und gefangen und seine ganze Mannschaft aufgerieben, aber es gab die Unternehmung Veranlassung zu einem siebenjährigen Seekriege zwischen Frankreich und England von 1755—62, an welchem auch Spanien Antheil nahm und in welchem England so viele Siege erfocht und Eroberungen machte, daß es seit der Zeit übermächtiger zur See wurde als je vorher. An den Erfolgen dieses Krieges hatte einer der berühmtesten englischen Minister, der ältere Pitt, später zum Lord Chatam ernannt, durch kräftige und weise Leitung einen bedeutenden Antheil. In dem zu P aris geschlossenen Frieden mußte Frankreich an England Canada und Neufundland abtreten und allen Ansprüchen auf den Ohio entsagen. So vorteilhaft auch dieser Krieg für England ausgefallen war, so hatte er doch diesem Lande große Summen gekostet und die hohe Schuldenmasse desselben war dadurch vermehrt worden. Dies nahm es zum Vorwande, zu verlangen, daß seine Colonien in Amerika um derentwillen doch eigentlich der Krieg geführt worden

7. Theil 3 - S. 361

1880 - Stuttgart : Heitz
stempelacte. Zölle. 361 war, die Kosten ihrer Vertheidigung und Verwaltung selbst aufbrächten. Dabei vergaßen die Engländer (Lord Granville), welch großen Gewinn sie aus dem Handel mit ihren amerikanischen Colonien zogen. Diese würden auch der Forderung sich wohl unterworfen haben, hätte nicht England die unweisesten Maßregeln dazu ergriffen und willkürliche Abgaben ihnen aufgelegt. „Nein!" erwiderten die Amerikaner, „wir sind ja nicht eure Unterthanen, sondern eure Mitbürger. So wie ihr Engländer keinen Schilling Abgaben bezahlt, den nicht eure Abgeordneten im Parlamente bewilligt haben, so lassen wir uns keine Schatzung gefallen, die ihr uns ohne unsern Willen auflegt. Oder laßt auch unsere Abgeordneten zu eurem Parlamente zu, damit sie da unsere Rechte vertreten." Diese Forderungen waren ganz billig, aber England war taub dagegen, weil es glaubte, von Amerika nichts zu furchten zu haben. Die ersten Abgaben, die England den Amerikanern 1764 auflegte, wurden, obgleich mit Murren, ertragen; als aber 1765 eine Verordnung erschien, daß alle kaufmännische und gerichtliche Verhandlungen in Amerika auf Stempelpapier geschrieben werden müßten (die Stempelacte), entstand eine allgemeine Unzufriedenheit; denn täglich kamen bei diesen handeltreibenden Leuten dergleichen Verschreibungen vor. Man druckte diese Verordnung auf Papier mit schwarzem Rande, darüber einen Todten-kops, und mit der Inschrift: „Thorheit Englands und Untergang Amerikas!" Mit diesen Worten wurde sie in den Straßen von Neuyork ausgerufen. Aber dabei blieb es nicht. Der Widerstand gegen die verhaßte Maßregel zeigte sich in allen Ständen. An dem Tage, wo die Acte eingeführt werden* sollte, wurde in mehreren Städten, wie zu einem Leichenbegängnisse, mit den Glocken geläutet und in der einen Stadt wurde gar ein förmlicher Leichenzug gehalten. Voran schritten zwei Männer mit gedämpften Trommeln; dann kam ein Sarg, auf welchem mit großen Buchstaben das Wort Freiheit stand. Auf dem Begräbnißplatze hielt einer der gestorbenen Freiheit eine Leichenrede und beklagte ihren frühen durch England herbeigeführten Tod. Nach beendigter Rede hieß es, man verspüre bei der Todtgeglaubten noch einiges Leben. Sogleich hieß es, die Freiheit lebe noch, und der Sarg erhielt die Aufschrift; „Die wiederaufgelebte Freiheit!" Die Glocken wurden nun schneller und fröhlich geläutet und ein allgemeines Freudengeschrei angestimmt. Alles ging hier mit Ruhe und Anstand zu. Aber nicht überall ging es so. Hier und da wurden die Verkäufer des Stempel-

8. Theil 3 - S. 362

1880 - Stuttgart : Heitz
362 Neue Geschichte. 3. Periode. Nordamerika. papiers gemißhandelt, und lieber brachten die Amerikaner gar keine gerichtliche Klage an, lieber machten sie die Handelsgeschäfte mündlich_ab, ehe sie sich des Stempelpapiers bedienten. Der Handel mit England litt dabei besonders, und die Gährnng wurde immer bedenklicher. Unter diesen Umständen hielten es die englischen Minister doch für das Klügste, die Verordnung wegen des Stempelpapiers wieder aufzuheben (1766), setzten aber gleich hinzu: sie gäben dabei ihr Recht, die Amerikaner zu besteuern, nicht auf. Im folgenden Jahre (1767) erschien auch schon eine neue Acte, nach welcher für das Einbringen von Thee, Glas, Papier und Bleiweiß aus England von den Amerikanern eine Abgabe bezahlt werden sollte. Diesmal waren die englischen Minister fest entschlossen, nicht nachzugeben; aber eben so fest beschlossen auch die Amerikaner, sich nicht zu fügen. In Boston traten die Kaufleute zusammen, und faßten den Beschluß, außer einigen unentbehrlichen Waaren keine aus England einzuführen, und namentlich sich ohne die vier besteuerten Artikel zu behelfen, bis der Zoll aufgehoben sein würde. Diesem Beschlusse traten auch die andern Städte bei, und mit großer Selbstüberwindung blieben sie bei ihrem Vorsatze; eben so aber auch die Engländer, und als die Zollbeamten einst ein mit Wein beladenes Schiff wegen unrichtiger Angabe einem Kaufmanne in Boston wegnahmen, entstand ein gewaltiger Auflauf, bei welchem die Zöllner mißhandelt wurden, und mit Mühe der Ermordung entgingen. Statt durch Milde die aufgebrachten Gemüther zu beruhigen, vermehrten die Minister die Unzufriedenheit, indem sie einige Regimenter und mehrere bewaffnete Schiffe nach Nordamerika sandten, um die Zollbeamten in Ausübung ihres Amtes zu beschützen, und endlich gar befahlen, daß alle eines Verbrechens beschuldigte Amerikaner nach England zum Verhör geschleppt werden sollten. Jetzt waren die Gemüther anfs äußerste bewegt, und es fehlte nur an einer kleinen Veranlassung, um den Unwillen zum Ausbruch zu bringen. In England hatten indessen die Kaufleute, die bisher nach Amerika gehandelt.hatten, sehr gelitten, weil der Handel dahin ganz darniederlag, und sie brachten es durch ihre Klage dahin, daß die Minister jene Zölle 1770 aufhoben. Nur auf den Thee setzten sie eine kleine Abgabe, 2 Pence (1 V> Groschen) vom Pfunde. Das hätten die Amerikaner leicht geben können, hätten sie nicht dadurch den Engländern das Recht, sie zu besteuern, eingeräumt. Sie vereinigten sich also, keinen Thee von den Engländern zu

9. Theil 3 - S. 364

1880 - Stuttgart : Heitz
364 Neue Geschichte. 3. Periode. Nordamerika. zwischen beiden Ländern ausgesprochen und die Widersetzlichkeit wurde immer größer. England schickte Soldaten nach Amerika und die Amerikaner rüsteten sich. Am 18. April 1775 wurde durch den Uebersall bei Lexington das erste Blut vergossen und dadurch ein Krieg begonnen, der unter manchem Wechsel des Glücks fast acht Jahre währte und sich mit der Freiwerdung der Amerikaner endigte. Der Raum erlaubt nicht, die vielen interessanten Vorfälle dieses Krieges zu erzählen. Obgleich den Amerikanern so viele Umstände entgegen waren und es ihnen ganz und gar an Kriegsübung und Kriegsvorräthen fehlte, so wußten sie doch diese Mängel durch große Anstrengung zu ersetzen; denn der Gedanke, für ihre Unabhängigkeit zu kämpfen, ließ ihren Muth nicht sinken. Zwei Männern aber verdankten sie vornehmlich den endlichen Sieg über ihre Unterdrücker: dem schon erwähnten Georg Washington (gest. 1799) und Benjamin Franklin (sprich Fränklin) (gest. 1790). Ersterer leitete als Oberfeldherr den ganzen Krieg; letzterer belebte durch Volksschriften den Patriotismus seiner Landsleute, und war ihnen in verschiedenen Aemtern, besonders als Gesandter in Frankreich nützlich. Dieser Mann zeigte recht durch sein Beispiel, wie weit es der Mensch durch vernünftig angelegten Fleiß, durch Sparsamkeit und Rechtschaffenheit bringen könne; denn er, ein armer Buchdrucker, brachte es durch diese beiden Eigenschaften und durch Verstand bis zum angesehensten und vielleicht reichsten Manne im nordamerikanischen Freistaate. Der nord amerikanische Freiheitskrieg (von 1775—83) wurde übrigens nicht allein in Amerika geführt, sondern auch auf den europäischen Meeren; denn Frankreich sowohl als Spanien nahmen sich der bedrängten Amerikaner an und erklärten England den Krieg. Die merkwürdigste Begebenheit während desselben in Europa war die Belagerung von Gibraltar durch die Spanier und Franzosen 1782. Diese Festung gehörte seit 1704 den Engländern, und jetzt wurde von Seiten jener Mächte alles aufgeboten, sich ihrer wieder zu bemächtigen. Die Franzosen erfanden dazu eine eigene Art von Schiffen, welche sie schwimmende Batterien nannten. Dies waren runde Kanonenböte, die mit einem doppelten Boden bedeckt waren, zwischen dem sich Sandsäcke befanden, kurz so fest gebaut, daß man gar nicht glaubte, daß sie zerstört werden könnten. Die vereinigte Flotte eröffnete nun ein furchtbares Feuer. Aber die Kugeln waren unwirksam, weil alle Werke Gibraltars in Felsen gesprengt sind. Dabei war der englische Commandant,

10. Theil 3 - S. 159

1880 - Stuttgart : Heitz
Sieben vereinigte Provinzen. 159 Die vielen ausgewanderten Niederländer blieben indessen nicht unthätig. Die unternehmendsten, welche nach England gegangen waren, verschafften sich eine Anzahl Schiffe, mit denen sie nicht nur die spanischen auf der See wegkaperten, sondern auch selbst den Hafen Briel an der Mündung der Maas wegnahmen. Man nannte sie Meergeusen. Sogleich machte sich Wilhelm von Oranien aus, warb Truppen und fiel in die Niederlande ein. Daraus entstand ein langwieriger Krieg, dessen Begebenheiten und Wechsel wir hier nicht verfolgen wollen. Nach sechs Jahren verließ Alba, mit dem Fluche der unglücklichen Niederländer beladen, Brüssel und kehrte nach Spanien zurück. Man rechnet, daß in dieser Zeit wenigstens 18,000 Niederländer auf dem Blutgerüst gestorben sind! Welche Last mußte auf seinem Gewissen liegen! — Unter mehreren ihm folgenden Statthaltern (Don Zuniga y Re-quesens 1573—76, Don Juan d'austria 1576 — 78, Alexander von Parma, der Margaretha Sohn, 1578—92) währte der Krieg fort. Die freiheitliebenden Einwohner führten ihn mit einer ungeheuern Anstrengung. Jedermann hatte geglaubt, sie müßten den sieggewohnten spanischen Legionen unterliegen; aber auch hier sah man wieder, welche Kraft ein Volk hat, welches für seine Freiheit streitet, während die Spanier sich nur auf Befehl ihres Königs herumschlugen. Die nördlichen Provinzen schlossen 1579 die Ut-rechter Union und verbanden sich dadurch, einander mit Leib, Gut und Blut gegen alle Gewalt beizustehen. Bald traten andere hinzu, bis die sieben vereinigten Staaten beisammen waren, die sich nun vom König von Spanien lossagten. Wilhelm von Oranien wurde von mehreren der nördlichen Provinzen, die sich die Spanier zuerst vom Halse schafften, zum Statthalter gewählt, und gewiß wäre es dem thätigen Manne zu gönnen gewesen, die gänzliche Befreiung vom spanischen Joche zu erleben. Aber er erlebte sie nicht. Ein verruchter Mensch, Balthasar Gerard, aus der Franche-Comts gebürtig, brachte ihn, von den Jesuiten auf Befehl Philipps dazu angestiftet, 1584 in Delft ums Leben; denn Philipp hatte einen Preis von 25,000 Thaler auf Oraniens Kopf gesetzt. Aber er hinterließ einen Sohn, Moritz von Oranien, der ein noch größerer Kopf als sein Vater war. Zwar war er erst 17 Jahre alt, da sein Vater starb; aber er gehörte zu den Menschen, die sich gleich in die ihnen angewiesene Lage zu finden wissen, als wenn sie schon eine lange Erfahrung darin hätten. Der Krieg dauerte noch lange fort, selbst noch nach Philipps Ii. Tode,
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